Eine gute Filmmusik ist die, bei der man sich nicht daran
erinnern kann, ob sie überhaupt da war. Die Musik soll ja eigentlich nur die
Geschichte eines Films unterstützen. Eine gute Filmmusik unterstützt vor allem
die emotionale Ebene, sie vertieft die Geschichte und sie hilft, die
Spannungskurve im Film zu gestalten.
Die Grundlagen der Musikempfindungen werden in der Jugend gelegt und verfestigen
und entwickeln sich im Laufe eines Lebens. Ereignisse oder bestimmte
Lebenssituationen in Verbindung mit gleichzeitigem Hören von Musik erzeugen
positive oder negative Emotionen. Unser Gehirn speichert diese Verknüpfungen ab
und entwickelt sie unbewusst weiter . Dabei versuchen wir ständig
unterschwelllig vorherzusagen, wie die Musik weitergehen wird. Diese Kreativität
ist bei Menschen allerdings unterschiedlich ausgeprägt. Ein Komponist lebt von
dieser Gehirnaktivität.
Akustische Reize in einem Musikstück werden vom Zuhörer sofort verknüpft und in
ihrer Bedeutung kategorisiert. Sobald Musik erklingt, sucht das Gehirn in den
Klängen nach emotionaler Bedeutung und verknüpft dies mit erlebten und
abgespeicherten Informationen . Das sogenannte episodische Gedächtnis verbindet
hier die Klänge mit dem Erlebten, in der wir sie zum ersten Mal gehört haben.
Solche Schlüsselerlebnisse gehen so weit, dass ein Liebespaar ein Lied mit dem
Tag assoziiert, an dem es sich kennengelernt hat. Die Fähigkeit des Menschen zur
Empathie ermöglicht es, dass die Zuschauer eines Films alle die gleichen
Emotionen fühlen können, die der Komponist hatte und darstellen wollte.
Musik erreicht uns immer über das Unterbewusstsein und kann dann zu Tränen
führen oder den Mundwinkel zu einem Lächeln animieren. Gehen die gespeicherten
Informationen mit den gehörten Klängen konform, wird dies als Treffer für eine
positive oder negative Stimmung wahrgenommen. Stimmt die erwartete Emotion aber
nicht mit der Erwartung von Klängen überein und lässt sich die Information nicht
an Orte, vergangene Zeiten oder Lebenserinnerungen zurück führen , schaltet das
Gehirn um in einen Lernmodus und es entsteht sofort Spannung und Aufmerksamkeit.
Das Wechselspiel von Spannung und deren Auflösung unterstützt die Dramaturgie
eines Films und gibt dem Zuschauer eine allgemeine Befriedigung, die er beim
Hören empfindet. Dazu kommen noch viele Stilmittel der Komposition. Um zum
Beispiel Freude darzustellen, werden große Intervalle in die Melodieführung
eingefügt. Die Noten springen zwischen hohen und tiefen Tönen hin und her und
wechseln häufig das Tempo oder die Instrumentierung. Traurige Themen sind im
Tempo sehr moderat und die Töne ändern sich nur in kleinen Schritten, die Musik
ist leise und gleichförmig. Angst und Furcht entsteht mit schriller
Instrumentierung und dissonanten Tönen . Die Musik ist dann oft sehr laut.
Solche Klangbilder simulieren das Schreien eines Menschen und lösen damit den
Urinstinkt von Gefahr aus.