Der perfekte Reisefilm
Aus über 30 Jahren Postproduktion hier ein paar Erfahrungswerte:
Einige Vorüberlegungen vor dem Dreh helfen bei der späteren Umsetzung im
Schnitt. Interessante Reisefilme erzählen immer eine Geschichte, haben einen
roten Faden durch den gesamten Film und oft noch ein - oder zwei
Nebengeschichten. Also vorher informieren über den Urlaubsort, aktuelle Daten,
Geschichte und besondere Ereignisse raussuchen und im Film unterbringen.
Durch die rasante technische Entwicklung spielt es heute eine untergeordnete
Rolle, ob man ein Handy oder eine Kamera nutzt. Die Bildqualität ist bei den
meisten Geräten hervorragend. Entscheidend sind die Filmaufnahmen und die
Qualität des Rohmaterials. Deshalb darauf achten, ruhig mal länger draufhalten,
verschiedene Perspektiven einer Einstellung, Bewegung und viel O-Ton. Trotzdem
gilt: Weniger ist mehr und hilft nachher bei der Sichtung ungemein. Wenn
möglich, schon am Urlaubsort sich selber ins Bild setzen und kurze Moderationen
und Interviews aufnehmen. Das macht den Film interessant.
Wie lang sollte ein Reisefilm sein? Je länger ein Video, desto anspruchsvoller
der Schnitt und das Storyboard. Für wen produziert man den Film? Für sich
selbst, dann kann das Video nicht lang genug sein. Der Zuschauer, der nicht mit
auf der Reise war, sieht das ganz anders und ist schnell gelangweilt von ewigen
Schwenks und immer gleichen Motiven. Er will kurzweilig unterhalten werden,
lachen und Informationen erhalten.
Der Videoschnitt sollte in zwei Schritten erfolgen: Erst einmal ein Rohschnitt,
in dem die Szenenfolge grob festgelegt wird. Dann eine Vorauswahl der Musik und
zuletzt der Feinschnitt zur Verbindung von Bild und Ton. Das Auge ermüdet
schnell, deshalb abwechslungsreich schneiden mit einem Mix aus schnellen
Szenenfolgen und dann alternativ wieder langen Sequenzen und Einstellungen
nutzen. Das gleiche gilt auch für die Ohren: Unterschiedliche Musikstücke, auch
mal landestypisch, passend zur Schnittgeschwindigkeit, und immer wieder
Musikpausen mit O-Ton, aufgenommenen Original Moderationen oder kurzen
Interviews. Der harte Schnitt ist immer noch der angenehmste für die Augen, also
Schnitteffekte nur bei Orts- oder Zeitenwechsel, dann auch gern mal unterstützt
durch ein Sounddesign Effekt wie Zischen oder ähnliches.
Die Musik unterstreicht die Bilder und schafft die erwünschten Emotionen. Ein
Hauptthema sollte sich durch den ganzen Film ziehen, diesen eröffnen, immer
wieder auftauchen und den Film auch schließen. Dadurch findet sich der Zuschauer
besser in der Geschichte zurecht. Landestypische Melodien sollten nicht fehlen
und haben für den Zuhörer den gleichen Effekt. Der Wechsel von langsamer und
rhythmischer Musik macht die Szenen interessant, mal auf den Takt geschnitten
und dann auch wieder entgegen der Musik. Welche Musik gefällt dem Zuschauer? Der
eigene Geschmack ist nicht immer der der Zielgruppe, die den fertigen Film
ansieht.